Gemeinschaftsbildung nach Scott Peck

Ich sitze neugierig mit den anderen 24 Trialogis im Stuhlkreis. Der Wasserkran tropft, die Kerzenflamme flackert in unserer Mitte. Draußen ist ein nieseliger Herbsttag. Wir haben es uns mit Decken und Kissen bequem gemacht. In stiller Erwartung was wohl gleich passieren wird, oder ob überhaupt was passiert.


Valerie und Götz sind unsere Begleiter im Prozess der Gemeinschaftsbildung: Wasserkran zum Schweigen bringen, Stille einkehren lassen, Gefühle wahrnehmen, als Impuls in die Mitte geben, Zeit verstreichen lassen, Impuls wahrnehmen und wirken lassen, der nächste gibt einen Impuls in die Gruppe. Eigentlich ganz einfach – denke ich. Ist es aber nicht.

Erst jetzt wird mir unsere Vielfalt bewusst. Und die hat nichts damit zu tun, ob ich lieber ins Stadion oder ins Theater gehe. Unsere Lebensgeschichten, unsere gesundheitliche Verfassung, unser Umgang mit Gefühlen, unsere Ausdrucksmöglichkeiten, die Fähigkeit Vertrauen oder Mut zu fassen und sich Konflikten auszusetzen. All das macht jeder von uns auf seine Weise. Und wird damit sichtbar und spürbar für die Gruppe. Manche hören lieber zu. Sind aber trotzdem dabei.

Wir haben an diesem Wochenende behutsam getestet, ob unsere Gemeinschaft schon trägt. Es hat hier und da ziemlich geknirscht und es hat auch ein paar Risse gegeben, aber wir sind nicht eingebrochen. Und – wir haben uns noch besser kennen gelernt. Der Arbeitskreis Gemeinschaftsbildung wird nun überlegen, wie wir den Prozess fortführen. 

Für mich ist schon jetzt klar: Es wird in Zukunft ein wenig leichter für mich sein, auch schwierige Themen anzusprechen. Und das ist doch schonmal was.


Isabell